19.08.2004
„SCHWARZENBACHER FISCHFLUT“
Herstellung im Rehauer KeKuTex/Von wenigstens 25 angestrebten Patenschaften
bereits 22 vergeben
Im Rehauer KeKuTex Forschungs- und Innovationscenter, Pilgramsreuther
Straße 38 a, sind jetzt die ersten neun von insgesamt
25 Exemplaren der „Schwarzenbacher Fischflut“ aus Kunststoff
gegossen worden. Beim bevorstehenden Stadtfest am letzten August-Wochenende
sind fünf dieser Kunst-Fische am Stand des Arbeitskreises Kunst zu
sehen.
REHAU/SCHWARZENBACH AN DER SAALE – „Jeder Fisch ist ein Unikat“,
betont Ebra Gökbay. Die KeKuTex-Mitarbeiterin kümmert sich gemeinsam
mit Markus Schmidt, Praktikantin Herta Hohenberger sowie Geschäftsführer
Dr. Herbert Klein um die Herstellung der künstlichen 160 mal 90 Zentimeter
großen und stattlichen 26 Kilogramm schweren Fische. Natürlich
alles in penibler Handarbeit.
Jede der beiden großen Formschalen ist 180 Kilogramm schwer. Die
Hülle besteht aus neuneinhalb Platten, die wiederum aus 25 Millimeter
starken Modellholz bestehen. Die Fischform selbst ist nach einer Vorlage
ausgefräst worden.
Für die Herstellung des Fisches ist angesichts des Gewichts ein
wenig Muskelkraft schon vonnöten, auch wenn die zwei Schalen mit
dem Hubwagen zusammengefahren und anschließend mit Schraubzwingen
fest gemacht werden.
Wichtig bei der Arbeit: Es muss flott gehen, der chemische Prozess duldet
keine Langsamkeit beim „Geburtsvorgang“, sonst begänne
die gewünschte Reaktion an der falschen Stelle. Den „Machern“
bleiben nur ganze 60 Sekunden Zeit, um den „Sud“ aus den Chemikalien
Polyol und D-Isocyanid zusammenzurühren und in die vorbereitete Hohlform
zu schütten. Die zwei Teile sind zuvor gewachst und mit Trennlack
behandelt worden.
Insgesamt 26 Kilogramm von den beiden Stoffen werden dazu benötigt
und miteinander verquirlt. Dazu greifen die KeKuTex-Mitarbeiter zur Bohrmaschine.
Die chemische Rektion selbst gleicht einem hörbaren Rumoren; mit
dem gleichzeitigen Austreten der überflüssigen Luft dehnt und
streckt sich der entstehende Kunststoff Polyurethan im Innern auf das
fünffache des ursprünglichen Volumens. Um dem enormen Druck,
der dabei entsteht, standzuhalten, sind viele Schraubzwingen zur Sicherung
angedreht.
Wie Ebra Gökbay dazu erzählt, habe man den ersten Versuch mit
20 Kilogramm Chemikalien gestartet. „Wir wussten ja noch nicht,
was dabei herauskommt“, sagt die Mitarbeiterin über den Probelauf.
Schon beim vorsichtigen ersten Öffnen habe man aber gesehen, dass
noch Material fehlt. Nach einigen Ergänzungen habe man die optimale
Zusammensetzung gefunden: eben jene 26 Kilogramm des Gemisches.
Nach dem Gießen folgt eine gut zweistündige Abkühlphase.
Auf normale Temperatur gebracht, kann der Fisch weiterverarbeitet werden.
Dazu zählt das Abschleifen der Kanten, Grundieren, Lackieren und
ein anschließendes Spachteln in weißer Farbe. Dann ist der
„Rohling“ soweit fertig zum Bemalen.
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„Fischflut soll ein Aha-Erlebnis sein“
Bürgermeister Alexander Eberl
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Der Fisch ist das Wappentier der Stadt Schwarzenbach an der Saale. Konstruiert
für die Nachbildung hat ihn der Münchberger Frank Skaper, nach
den Vorgaben des Schwarzenbacher Künstlers David Kampfmeier.
Im Zuge der Patenschaften, mit der eine Privatperson oder ein Unternehmen
gegen ein Entgelt einen Rohling erwirbt, wird der Fisch bemalt. 24 Schwarzenbacher
Künstler und Privatpersonen haben sich bereit erklärt, den Rohling
entsprechend farblich zu gestalten. Anschließend werden die Fische
„in kleinen Schwärmen“ aufgestellt.
„Farbenfroh wollen wir damit an Plätzen und Straßen
Bürger, Besucher oder Durchreisende ansprechen“, betont Alexander
Eberl. Der Bürgermeister wünscht sich die Standplätze als
„Aha-Erlebnis“, mit dem ein positiver Eindruck von der Stadt
erzielt werden könne.
Das Konzept für die „Fischflut“ sei bisher einzigartig
in der Region, betont Eberl. Dahinter steckt diese Idee: Von Schwarzenbachern
für Schwarzenbach. Über das KeKuTex wird der Fischkörper
nun umgesetzt, weil man sich dank der technischen Möglichkeiten des
Innovationscenters besonders haltbares und strapazierfähiges Material
erhofft.
Die Finanzierung der Fische erfolgt übrigens über Spender oder
so genannte Paten. Als Paten können Privatpersonen, Unternehmen oder
sonstige Organisationen auftreten.
Erklärtes Ziel der Verantwortlichen ist es, mindestens 25 Fische
im Stadtgebiet aufzustellen. Zudem wird auf Schildern auf die Paten hingewiesen.
Eberl weist in diesem Zusammenhang nochmals auf die Vorteile des Projekts
hin. „Wir leisten mit der ,Fischflut‘ einen nachhaltigen Beitrag
zur Imagebildung der Stadt“, betont er. Der Bürgermeister nennt
das Ganze eine – noch – einmalige Aktion in der Region sowie
eine neue Art von Kultur-Sponsoring. Er erhofft sich durch die „Schwarzenbacher
Fischflut“ einen hohen überregionalen Wiedererkennungswert
und – ganz nebenbei – werde so auch eine große Leistungsschau
der Künstler der Stadt gegeben.
Bislang sind 22 der zur Finanzierung notwendigen 25 Patenschaften an
den Mann und die Frau gebracht. Eine Patenschaft kostet für Privatpersonen
499 Euro und für Unternehmen 699 Euro. Darin enthalten sind 250 Euro
Kosten für den Fisch-Rohling und das notwendige Material. Alle Künstler
arbeiten übrigens kostenlos.
Vom Rest des Geldes werden die fixen Kosten getragen. Und der Überschuss
kommt in einen eigenen Fonds für die Kulturarbeit in Schwarzenbach.
Bürgermeister Alexander Eberl betont: „Damit erzielen wir als
willkommenen Nebeneffekt eine finanzielle Grundausstattung und damit die
finanzielle Basis für weitere Kunst-Projekte“.
Zum Schwarzenbacher Stadtfest am 29. August werden erstmals fünf
der Kunst-Fische der Öffentlichkeit präsentiert. Zu begutachten
sind diese dann am Marktplatz – am Stand des Arbeitskreises Kunst.
R. D.
Die „Schwarzenbacher Fischflut“ im Rehauer KeKuTex-Garten!
Hinter den ersten fünf aus dem Kunststoff Polyurethan hergestellten
fünf Exemplaren „tummeln“ sich die Macher Herta Hohenberger,
Markus Schmidt, der Schwarzenbacher Bürgermeister Alexander Eberl,
KeKuTex-Geschäftsführer Dr. Herbert Klein und Ebra Gökbay.
FOTO: R. D. |